Eine Wittelsbacherin auf dem französischen Thron Königin Isabeau, Herzog Ludwig der Gebartete und das Goldene Rößl.

Kurzfassung des Vortrages von Frau Dr. Katharina Weigand vom 12.11.2024

Die Zeit des Spätmittelalters war für Bayern die Zeit der Landesteilungen. Das Herzogtum war aufgeteilt in die Teilherzogtümer Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-München und Bayern-Straubing-Holland.

Der Linie Bayern-Ingolstadt aber gelang 1385 ein machtpolitischer Coup, denn am 14. Juli dieses Jahres heiratete der damals noch minderjährige französische König Karl VI. (geb. 1368), die 15jährige Prinzessin Elisabeth von Bayern-Ingolstadt. Elisabeth, die uns von da an unter dem Namen Isabeau bekannt ist, sollte als französischer Königin freilich kein einfaches Los beschieden sein. Denn bei Karl VI. brach 1392 jene Geisteskrankheit aus, die ihn von nun an sein ganzes Leben begleiten sollte.

Während der Krankheitsschübe zeigte sich der König aggressiv gegen jedermann, auch gegenüber der Königin, er vernachlässigte seine Körperpflege, er hatte Wahnvorstellungen wie etwa jene, er sei aus Glas und könne daher jederzeit zerspringen. Seine letzten Jahre verbrachte er schließlich in völligem Dämmerzustand. Die Königin war gleichwohl aufgefordert, sich um ihren Gatten zu bemühen; insgesamt zwölf Geburten zeugen davon.

Isabeaus Bruder, Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt mit dem Beinamen „der Gebartete“, besuchte seine Schwester mehrmals in Paris – zu Anfang vor allem, um vom französischen König militärische Hilfe zu erbitten. Doch erst Ludwigs dritte Parisreise im Jahr 1402 sollte das Leben des bayerischen Herzogs massiv verändern. 1403, also neun Jahre nach den ersten Symptomen, setzte König Karl VI. während einer klaren Phase nicht nur einen Staatsrat ein, der die Regierungsgeschäfte zu leiten hatte, wenn die Krankheit wieder einmal die Oberhand über ihn gewonnen hatte. Für den Fall seines Todes und bei gleichzeitiger Minderjährigkeit des Thronfolgers bestimmte Karl VI. Königin Isabeau sogar zum alleinigen Vormund seines ältesten Sohnes. Isabeaus Bruder wiederum, Ludwig der Gebartete von Bayern-Ingolstadt, der sich seit 1402 für mehrere Jahre in Frankreich aufhalten sollte, wurde 1404 zum Mitglied eines Regentschaftsrates für den damals gerade 1jährigen Dauphin (geb. 1403) ernannt.

Während dieser Jahre besuchte Ludwig der Gebartete sein heimatliches Herzogtum nur sehr selten. Sichtlich auf Wunsch seiner Schwester versuchte er vielmehr, ihre Position in Frankreich zu stärken. Denn der Umstand, daß sich Isabeau angesichts der Krankheit des französischen Monarchen auch auf den Bruder des Königs, Ludwig von Orléans, stützte, der jedoch als Frauenheld verschrieen war, trug ihr vehemente Kritik ein. Außerdem beschuldigte man sie, sie würde den französischen Staatsschatz plündern. Tatsächlich sah sich die Königin gezwungen, mit aufwendigen Geschenken den französischen Hochadel auf ihre Seite zu ziehen. Dazu kam noch die hohe Pension, die dem Bruder von Isabeau, Ludwig dem Gebarteten, bereits seit seinem ersten Parisaufenthalt ausgezahlt wurde. Da in der französischen Staatskasse aber zumeist kaum Bargeld vorhanden war, wurden dem bayerischen Herzog auch Gegenstände aus besagtem französischen Staatsschatz verpfändet, u.a. das sogenannte Goldene Rößl.

Bis 1415 lebte Ludwig der Gebartete in Frankreich, zwei Mal verheiratete er sich mit Damen des französischen Hochadels. Er überstand sogar den Mordanschlag auf Ludwig von Orléans 1407 sowie den Aufstand des Jahres 1413, der sich u.a. gegen den bayerischen Herzog richtete, der inzwischen fast schon als eine Art von Regent im französischen Königreich agierte. 1415 nahm er als Mitglied einer französischen Delegation am Konstanzer Konzil teil; es ging um die Verurteilung desjenigen, der verantwortlich war für den Mord an Ludwig von Orléans.

Nach Paris sollte Ludwig von Bayern-Ingolstadt anschließend jedoch nicht mehr zurückkehren. Der Einfluß eines bayerischen Herzogs auf die Politik Frankreichs war damit an sein Ende gekommen, zum Nachteil der französischen Königin. Im Konlikt mit ihrem drittgeborenen Sohn, König Karl VII., und zuletzt sehr vereinsamt starb Königin Isabeau 1435. Begraben wurde sie in Saint-Denis, an der Seite ihres Gatten.

Deutlich härter war jedoch das Schicksal, das ihren Bruder treffen sollte. Er verstrickte sich nach 1415 in schwere Auseinandersetzungen mit seinen in den anderen Teilherzogtümern regierenden Vettern und wurde zuletzt gar vom eigenen Sohn verraten. 1445 geriet Ludwig der Gebartete in die Hände seines ärgsten Feindes, des Herzogs von Bayern-Landshut. In dessen Gefangenschaft verstarb der Bruder der französischen Königin in Burghausen im Jahre 1447, im Alter von 79 Jahren.

An Königin Isabeau, an Ludwig den Gebarteten und an den kurzfristigen Höhenflug des Teilherzogtums Bayern-Ingolstadt erinnert bis heute das Goldene Rößl, das nach einigen Irrwegen im Laufe der Jahrhunderte nun in Altötting aufbewahrt wird, nachdem es zu Beginn des 19. Jahrhunderts beinahe den Schmelzöfen der Münchner Münze zum Opfer gefallen wäre. Und wenn man ganz genau hinsieht, dann ist man geneigt, in derjenigen Figur mit dem angedeuteten Schnurrbart, die auf derselben Ebene wie der französische König unterhalb der Madonna und oberhalb des namengebenden Rößl kniet, Ludwig VII., den Gebarteten, zu erkennen.

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